Hund beruhigen

Hund beruhigen: Die besten Tipps direkt vom Hundetrainer

Ihr Hund ist unruhig, er ist gestresst? Durch was wird Stress beim Hund ausgelöst und wie kann man den Vierbeiner beruhigen? Der Hundetrainer Mirko Tomasini gibt Ihnen in unserem Interview hilfreiche Tipps rund um das Thema „Hund beruhigen“. Damit Ihr Liebling sich entspannt.

Frage: Was sind die 3 häufigsten Gründe für Unruhe und Stress beim Hund?

Ich würde drei grundlegende Ursachen als Auslöser von Stress und Unruhe bei Hunden sehen:

Unbekannte Reizlage/Situation

Wenn es ein Hund mit einer unbekannten Reizlage oder einer unbekannten Situation zu tun hat – aufgrund von einer fehlenden Sozialisation, wie es z. B. bei Tierschutzhunden der Fall ist, die über Tierschutzorganisationen oder Auffangstationen aus dem Ausland nach Deutschland gebracht werden und häufig mit ungewohnten Stress- und Unruhesituationen zu kämpfen haben.

Hohe Reizlage

Hunde, die bereits einer hohen Reizlage ausgesetzt sind, müssen mit dieser umgehen und schließlich auf sie reagieren. Ein Beispiel ist z. B. das Gassi gehen. Der Hund ist beim Spaziergang sehr vielen unterschiedlichen Reizen ausgesetzt, wie anderen Hunde- und Menschenbegegnungen, Wild, Leinengang etc. – der Spaziergang wird dann eher zu einem Reizgang, auf den der Hund reagieren muss.

Orientierung

Wenn eine Hund-Mensch-Beziehung als Fundament nicht mehr für Ruhe und Sicherheit sorgt und sich der Hund nicht mehr an den Menschen orientiert.

Angst

Jeder Hund ist einzigartig und muss ganz individuell betrachtet werden – auch beim Thema Angst. Die Historie und der Charakter des Hundes spielen dabei eine wesentliche Rolle. Gab es in der Vergangenheit bereits konkrete Angstauslöser, die traumatische Erlebnisse beim Hund hervorgerufen haben? Das können auch für uns ganz selbstverständliche Geräusche sein, wie ein lautes Knallen an Silvester oder auch Donnergeräusche bei Gewitter.

Dann gibt es wiederum Hunde, die von Natur aus einen ängstlichen Charakter haben und gewisse Angstzustände zeigen, wenn ihnen eine Situation fremd erscheint. Hunde, die auf eine unbekannte Situation reagieren müssen, wirken oft gestresst und ängstlich. Der Körper sendet automatisch Alarmsignale aus und unsere Vierbeiner können dabei ganz unterschiedlich reagieren: Einige neigen zu panischem Fluchtverhalten, andere gehen aggressiv in die Kampfstellung und die Mutigen stellen sich ihrer Angst und zeigen neugieriges Erkundungsverhalten.

Wie stark die Angstreaktion beim Hund letztendlich ausfällt – ob in Form eines eingezogenen Schwanzes, Zittern am ganzen Körper oder anderen Reaktionen – hängt letztendlich von der Schwere des Angstauslösers und vom Hund selbst ab. Wichtig ist es auch bei Angst, den Hund zu beruhigen.

Frage: Wie erkenne ich Stress und Unruhe beim Hund?

Ganz offensichtliche Merkmale für Stress und Unruhe bei Vierbeinern sind körperliche Anzeichen, wie das sogenannte Stresshecheln, die Körperhaltung – gepaart mit einem markanten Augenausdruck durch geweitete Pupillen.

Hierbei entsteht bei Hunden an der typisch langen Maulspalte ein spitzes Dreieck und die Haut zwischen Maulspalte und Augen wird dann auf einmal sehr faltig. Bei einer solchen Mimik ist der Hund ganz deutlich gestresst, atmet nicht mehr tief, sondern fällt ins Stresshecheln.

Aber auch Hunde, die ein hohes Energielevel besitzen und anfälliger für Reize und Ablenkungen sind, laufen Gefahr gestresst zu sein. Ein typisches Beispiel: Wenn ein Hund beim Gassi gehen an der Leine eine hohe Bewegungaintensität aufweist, zu einem anderen Hund will, hektisch herumläuft, eher bellt und nicht warten kann, bis er abgeleint ist, dann zeigt dieser Hund deutliche Symptome von Stress und Unruhe. Denn grundsätzlich widerspricht dies einem natürlichen Annäherungsverhalten unter Hunden, das eher ruhiger, abwartender und respektvoller ist.

Als Hundetrainer zählt aber auch immer der ganzheitliche Blick auf einen Hund, wenn dieser gestresst ist. Man sollte sich dann fragen, hat der Hund noch weitere körperliche Beschwerden, wie Gelenk-, Bauch-, oder Zahnschmerzen etc.

Stress kann auch Folgen für das Immunsystem oder für das Verdauungssystem eines Hundes haben. Denn alle gesunden körperlichen Funktionen leiden auch darunter, wenn ein Hund grundsätzlich gestresst ist. Bei körperlichen Beschwerden wie z.B. Durchfall, Erbrechen oder Allergien ist es immer ratsam, neben einem Hundetrainer auch einen Tierarzt hinzuzuziehen, um ein gesamtheitliches Krankheitsbild vom gestresst nervösen Hund zu erhalten.

Frage: Wie beruhige ich einen gestressten Hund? Was sind die 5 hilfreichsten Maßnahmen?

Wenn ein Hund nur leicht gestresst ist, dann können akute Maßnahmen dabei helfen, dass der Hund sich wieder entspannt. Zunächst kann eine direkte Kontaktaufnahme durch körperliche Nähe hilfreich sein, indem man seinem Hund körperlichen Schutz bietet und diesen einfach signalisiert, dass er nicht alleine ist. Hierbei hilft auch Futter, wie ein Leckerli, um die liebevolle Kontaktaufnahme zum Menschen zu verstärken. Das alles kann den Vierbeiner beruhigen.

Wenn ein Hund jedoch massiv gestresst oder unter enormen Unruhezuständen leidet, helfen diese konkreten Maßnahmen, die aufeinander aufgebaut, einen gestressten Hund langfristig zu beruhigen und zur Entspannung führen können:

  1. Jede Reizlage und Unruhe für den Hund vermeiden und sich dann in Trainings mit entsprechenden Übungen ruhig und gezielt diesen Reizlagen annähern.
  2. Jede Reizlage beim Menschen selbst vermeiden und herunterfahren, denn wenn ein Mensch häufig gestresst ist, kann sich dies auch auf den eigenen Hund auswirken, ihm die Entspannung nehmen.
  3. Den eigenen Umgang zu seinem Vierbeiner überdenken durch eigene Glaubenssätze etc. Nur weil man vielleicht selbst sehr viel Sport macht, heißt es nicht, dass der eigene Hund dies ebenso braucht. Wenn ein Hund im Kern schon massiv auf Außenreize reagiert, ist es im Training oder beim Spielen eher kontraproduktiv mit Bällchen oder zusätzlichen Reizangeln zu arbeiten, Joggen zu gehen oder Fahrrad zu fahren – das heißt Aktivitäten, die den Hund noch mehr in Bewegung bringen, sollten dann lieber weggelassen werden.
  4. Die sogenannte „höhere Ordnung“ im eigenen Zuhause überdenken. Hier ist es wichtig, dass der Hund eine Ordnung erhält, die ihm eine wesentliche Orientierung und Struktur gibt. Das sind z. B. seine gewohnten Liegeplätze, Tabuzonen und auch wichtige Rückzugsorte. Das hilft, den Hund generell zu beruhigen. Der eigene Schlafplatz, das Körbchen, sollte z. B. nicht direkt an der Haustür liegen, wo Besucher häufig rein- und herauslaufen können, sondern eher an einem Ort sein, an dem der Hund zur Ruhe und damit zur Entspannung kommen kann.
  5. Die Art und Weise des Spaziergangs und wie man mit seinem Tier der Außenwelt begegnet. Hier fängt es schon bei der Art der Leinenführung an, denn es macht einen Unterschied, ob ich einen gestressten Hund an der 5 m Schleppleine halte oder ihn an der kurzen Leine führe. Gestresste Fellnasen sollten nicht einfach wild umherlaufen, sondern immer den Kontakt zum eigenen Herrchen/Frauchen während des Spaziergangs im Blick haben. Das hilft den Hunden, sich durch den Kontakt zum Menschen zu beruhigen. Auch die Halter können so viel schneller auf ihren Hund einwirken, wenn er Unterstützung braucht.

Setzen Sie diese Maßnahmen um, damit Ihr Hund sich beruhigt. So kommt wieder Entspannung in das Hundeleben. Wissenswertes rund um Hundeerziehung finden Sie auf der Webseite des Hundetrainers Mirko Tomasini: https://www.leitwolf-training.de/

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